Vom Kommentar zum Blogartikel – mein persönlicher Social-Media-Rückblick

Auch ich merke: Mein Interesse an Facebook schwindet – Stück für Stück, fast unbemerkt. Und ehrlich gesagt, ich kann nicht mal genau benennen, woran es liegt. Über viele Jahre hinweg habe ich mir meine kleine Facebook-Welt aufgebaut. Seiten, die ich mit „Gefällt mir“ markiert habe, sorgten dafür, dass ich immer wusste, was los war. Nachrichten, Debatten, persönliche Themen – alles auf einen Blick. Und ja, irgendwie interessiert mich das auch heute noch. Aber die Begeisterung, das Feuer, das brennt schon lange nicht mehr.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sich mein Blick auf soziale Medien verändert hat.

Instagram – wo nichts mehr echt scheint

Eine Zeitlang war ich auf Instagram aktiv. Ich bin da auch heute noch, aber wenn ich ehrlich bin: Ich bin damals nur wegen Bekannten dort gelandet. Aus eigenem Antrieb hätte ich mich dort nie angemeldet. Und heute? Ich sehe dort Filter über Filter, makellose Inszenierungen, jede Menge Glanz – aber kaum etwas, das sich echt anfühlt. Vieles wirkt wie eine Fassade. Ich sehne mich nach Tiefe, nicht nach perfektem Schein.

TikTok – zu schnell, zu laut

Neugierig, wie ich bin, habe ich mir TikTok auch kurz angeschaut. Aber es war mir einfach zu schnelllebig. Ein Clip jagt den nächsten, alles ist auf maximale Aufmerksamkeit getrimmt. Ich fühle mich davon nicht angesprochen – eher überfordert. Die Plattform lebt von Trends, aber kaum etwas bleibt hängen. Das ist nicht meine Art, mich auszudrücken oder Inhalte zu konsumieren.

X (ehemals Twitter) – war nie meins, wird es auch nie sein

Twitter – oder jetzt X – hat mich nie wirklich angesprochen. Ich habe die Plattform nie aktiv genutzt, weil mir das Konzept einfach nicht liegt. Sie ist auf Kurznachrichten ausgelegt, auf schnelle Meinungen, kurze Statements – und das passt nicht zu meinem Kommunikationsstil. Ich mag Tiefe, Nachdenklichkeit, Nuancen. Und seitdem X unter neuer Leitung steht, hat sich mein Desinteresse noch verstärkt. Ich möchte solche Strukturen und Entwicklungen bewusst nicht unterstützen. Es bleibt ein Nein – aus Überzeugung.

Threads – ein Lichtblick mit Fragezeichen

Bei Threads bin ich im Moment öfters unterwegs. Es wirkt frischer, zugänglicher, fast schon hoffnungsvoll. Doch ich frage mich auch hier: Wie lange noch? Wird es Bestand haben oder verkommt es – wie so viele andere Netzwerke – irgendwann zur digitalen Dauerbeschallung?

Mein Zuhause: Der Blog

Das Schreiben begleitet mich schon lange. Zehn Jahre sind es inzwischen – auch wenn es nicht immer regelmäßig war, oft eher heimlich, ohne große Bühne. Doch seit fast einem Jahr hat sich etwas verändert: Ich blogge regelmäßiger. Bewusster. Ich nehme sogar an meiner ersten Blogaktion teil. Und was soll ich sagen? Es macht mir richtig Spaß.

Ein Blog ist für mich kein Kanal, auf dem ich performen muss. Es ist mein Raum, mein Rückzugsort, meine Stimme – ehrlich, ungefiltert und ohne Algorithmus, der entscheidet, was zählt. Für uns Autor*innen kann der Blog eine echte Alternative sein. Aber manchmal frage ich mich schon: Warum eigentlich? Warum haben wir das Bedürfnis, unsere Gedanken öffentlich zu machen? Warum teilen Menschen so viel Persönliches in Familienblogs, obwohl das Internet nicht gerade der sicherste Ort ist? Warum offenbaren wir so viel – anstatt uns zu schützen?

Der Wert von Erinnerungen

So sehr ich mich von Facebook entferne, eines vermisse ich wirklich: Die Erinnerungsfunktion. Dieses kleine Fenster in die Vergangenheit. "Heute vor x Jahren" – das ist oft der einzige Moment, in dem ich kurz innehalte und lächle. Beim Bloggen fehlt mir das. Dieses einfache Zurückblättern im digitalen Tagebuch, ohne selbst lange suchen zu müssen. Vielleicht wird es eines Tages eine ähnliche Funktion geben – oder ich nehme es selbst in die Hand.

Warum ich das alles schreibe?

Eigentlich wollte ich Uwe Werner einfach einen Kommentar unter seinen Blogartikel schreiben. Doch je mehr ich über seine Worte nachdachte, desto mehr wurde mir klar: Das hier ist mehr als nur eine spontane Reaktion. Es ist meine ganz eigene Geschichte im Umgang mit Facebook, Instagram, X und all den anderen Plattformen. Und die verdient ihren eigenen Raum – hier auf meinem Blog. Danke also an Uwe für den Anstoß zu diesem Beitrag. Vielleicht geht es ja noch anderen ähnlich.

Es ist ein seltsamer Wandel, der da gerade passiert. Weg von der Reizüberflutung, hin zur Tiefe. Weg vom Like-Zählen, hin zur echten Auseinandersetzung. Vielleicht ist das Bloggen nicht für alle die richtige Antwort. Aber für mich fühlt es sich gerade richtig an. Und wer weiß – vielleicht ist das genau der Anfang, den ich brauche.

Kommentare

  1. Das ist wirklich sehr interessant Jonathan unjd Dank für Deinen Kommentar. Ich denke, die meisten von uns spüren diese Kurzlebigkeit und Überreizung von Social Media. Nicht umsonst erlebt das Bloggen gerade ein großes Come Back. Es ist gut, wenn man da den eigenen Gefühlen nachgeht.
    Danke nochmal dafür.
    Gruß Uwe

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    1. Nicht alle aber ganz bestimmt einige die die Entwicklung wie sie in den sozialen Netzwerken stattfindet miterlebt haben

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