Projekt 52 – März: Neues & Veränderung











Das Projekt 52 ist ein kreatives Mitmachprojekt von Sari (Heldenhaushalt), das jede Woche neue Impulse liefert. Die März-Themen lauten: Dekoriert, Genuss, Film, Neues und Veränderung.

Neues und Veränderung gehören für mich oft zusammen. Denn wenn etwas Neues ansteht, dann verändert sich zwangsläufig etwas in meinem Leben. Und genau das ist jetzt der Fall. Es passiert etwas, das meine Zukunft beeinflussen wird – etwas, das ich lange vor mir hergeschoben habe.

Seit August läuft alles auf eine Veränderung hinaus

Seit August 2024 bin ich erneut in Gesprächen mit der Eingliederungshilfe, einer Unterstützung für Menschen mit Behinderung, die dabei helfen soll, mehr Selbstständigkeit im Alltag zu ermöglichen. Selbstständigkeit – ein Wort, das so einfach klingt, aber für mich eine riesige Herausforderung ist.

Denn was für andere selbstverständlich ist – einkaufen, kochen, den Alltag organisieren – ist für mich oft nur mit Hilfe möglich. Und genau da liegt das Problem. Hilfe bedeutet, auf andere angewiesen zu sein. Und das bedeutet wiederum, sich in ein System einzufügen, das selten flexibel ist. Man soll in eine Schublade passen – ob die passt oder nicht, interessiert dabei wenig.

Ich habe mich lange gegen diesen Schritt gewehrt. Nicht, weil ich keine Unterstützung brauche, sondern weil ich wusste, wie anstrengend der Weg dorthin wird. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich gemerkt habe: Es geht nicht mehr anders. Ich kann nicht ewig warten, dass sich alles von selbst regelt.

Und so begann der Marathon.

Bedarfsermittlung – wenn ein Algorithmus über dein Leben entscheidet

Im September stand dann die sogenannte Bedarfsermittlung an. Das Gespräch, bei dem entschieden wird, welche Unterstützung ich brauche. Man könnte meinen, dass das eine sehr individuelle Angelegenheit ist – schließlich geht es um meine ganz persönliche Situation.

Aber so läuft das nicht.

Die Fragen werden stur aus einem vorgegebenen Fragebogen abgelesen. Keine Nachfragen, kein echtes Interesse an meiner Geschichte, sondern ein durchgetaktetes Abarbeiten. Da sitzt man als Mensch mit echten Bedürfnissen und merkt, dass man eigentlich nur eine Nummer ist.

Und dann gibt es noch das Programm, das den Bedarf berechnet.

Ein Algorithmus entscheidet also mit, was ich brauche und was nicht. Und wenn der sagt, dass ich bestimmte Unterstützung nicht benötige, dann ist das eben so. Fertig. Keine Diskussion.

Aber wie kann ein Computerprogramm mein Leben verstehen? Wie kann es erfassen, was ich wirklich brauche? Es kann es nicht. Es kann nur Zahlen auswerten und Häkchen setzen. Und genau so fühlt sich das ganze Verfahren auch an.

Ein fehlerhaftes Protokoll und der nächste Kampf

Geplant war eigentlich, dass beim Bedarfsermittlungsgespräch mehrere Fachleute dabei sind – jemand vom Familienunterstützenden Dienst, jemand vom Pflegestützpunkt und eine Person, die das Gespräch dokumentiert.

Das hätte zumindest die Chance geboten, dass verschiedene Perspektiven einfließen und ich nicht nur nach Schema F beurteilt werde.

Tja, wäre schön gewesen.

Gekommen sind am Ende genau zwei Personen: die Dame von der Eingliederungshilfe und die Protokollantin.

Und dann begann das nächste Problem: Mitschreiben muss man auch können.

Als ich das Protokoll der Bedarfsermittlung später bekam, war mir sofort klar: Das kann ich so nicht unterschreiben.

Mein Wohnort? Falsch.

Meine Schule? Stimmt nicht.

Die Beziehung zu meinen Geschwistern? Ganz anders dargestellt, als sie wirklich ist.


Und das waren nur die offensichtlichen Fehler. Ich fragte mich: Haben die mir überhaupt zugehört? Oder wurde einfach irgendwas zusammengetippt, weil es schnell gehen musste?

Ich sollte das Protokoll unterschreiben, um die Richtigkeit zu bestätigen. Aber wie soll ich etwas unterschreiben, das voller Fehler steckt?

Also habe ich mir die Zeit genommen, alles zu korrigieren, und das Protokoll zurückgegeben. Direkt in den Briefkasten beim Landratsamt, damit es nicht einfach irgendwo verschwindet.

Antrag? Fehlanzeige. Erstmal klären, wo er bleibt.

Wenige Tage später hatte ich plötzlich Post mit der Aufforderung, meinen Antrag auszufüllen. Nur ein Problem: Der Antrag war nicht dabei.

Also durfte ich erstmal klären, wo mein Antrag eigentlich ist, bevor ich ihn überhaupt ausfüllen konnte.

Dann der nächste Schock: Ich sollte keine Kopie des korrigierten Protokolls mehr bekommen. Es würde nur in der Akte vermerkt. Offiziell „nicht vorgesehen“.

Aber ich habe nicht locker gelassen und immer wieder nachgehakt. Ich will wissen, was über mich dokumentiert ist. Am Ende habe ich doch bekommen, was mir eigentlich zusteht: eine korrigierte Version des Protokolls.

Kennenlernen oder oberflächliches Abhaken?

Dann kam das Kennenlerngespräch mit meiner Assistenz.

Ich weiß nicht, ob das mit uns passt. Ich werde es versuchen, aber das Gespräch hat mich nicht wirklich überzeugt.

Wir haben kurz geklärt, was ich brauche, aber es blieb total an der Oberfläche. Die Zeit hat einfach nicht gereicht, um ins Detail zu gehen. Von meiner Assistenz kam auch kein großes Interesse, mich wirklich kennenzulernen oder nachzufragen.

Und dann frage ich mich: Hätte ich jetzt alles von mir aus erzählen müssen? Oder hätte sie nachfragen sollen? Ich weiß ja nicht mal, was sie von mir wissen will.

So richtig rund fühlte sich das nicht an. Aber vielleicht muss sich das einfach mit der Zeit entwickeln.

Zielvereinbarung – Wiederholungsschleife inklusive

Am Dienstag dann die Zielvereinbarung mit Melanie von Hilfenet und Frau Kreuzer von der Eingliederungshilfe.

Und, Überraschung: Ich musste zum dritten Mal erklären, welche Unterstützung ich brauche. Genau das, was ich schon in der Bedarfsermittlung gesagt habe.

Warum läuft das so? Haben die keine Notizen? Muss ich jedes Mal von vorne anfangen?

Immerhin wurden noch ein paar Fragen zur Abrechnung geklärt. Aber so ganz klar ist mir das alles immer noch nicht. Ich hoffe einfach mal, dass sich das im Laufe der Zeit einspielt.

Mündliche Zusage – aber wo bleibt der Bescheid?

Während des Gesprächs wurde mir mündlich versichert, dass ich 16 Stunden Unterstützung im Monat bewilligt bekomme. Schriftlich habe ich das allerdings noch nicht.

Solange der Bescheid nicht da ist, bleibt natürlich die Frage: Bleibt es wirklich dabei? Oder kommt am Ende doch noch eine Überraschung?

Ich hoffe einfach, dass es jetzt keine weiteren Hürden gibt und sich die Sache nicht noch weiter zieht.

Endlich geht’s los!

Jetzt, nach der langen Bedarfsermittlung, kann es endlich losgehen. Nächste Woche startet meine Unterstützung.

Wie das läuft? Das wird sich zeigen.



Kommentare

Edeline hat gesagt…
Hallo Joni,
dass klingt alles sehr anstrengend, aber ich kenne sowas zu gut. Als ich meinen Antrag machte für die Reha und Schwerbehinderung ging es mir auch so, dass ist halt Deutschland und deren nervige Bürokratie. Man könnte es einfach haben, aber macht es sich schwer. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Glück dabei sowie gute Nerven.
LG Edeline
Joni Bloggt hat gesagt…
Hallo Edeline
Vielen Dank für dein Kommentar ja die Bürokratie ist echt anstrengend aber das ging mir diesesmal so weil es sich sooo in die Länge gezogen hat das war echt anstrengend und es ist noch nicht zu ende

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