Mein erster Tag mit Assistenz – Ein entspannter Start oder einfach nur ungewohnt?

Mittwoch war es also soweit: Mein erster Tag mit Assistenz. Der große Moment, auf den ich monatelang gewartet (oder eher gewartet wurde) hatte, war da. Aber statt riesiger Veränderungen fühlte sich alles… naja, erstmal ziemlich unspektakulär an.

Klar, es war neu. Es war anders. Und ja, es war ungewohnt. Aber von vorne.

Wenn jemand zu früh kommt – und das gar nicht schlimm ist

Melanie sollte um eine bestimmte Zeit kommen. Melanie kam fünf Minuten früher. Normalerweise wäre das der Moment, in dem ich hektisch alles zusammensuche, weil ich auf die Minute genau getaktet bin – aber in diesem Fall war es mir lieber, als wenn sie zu spät gewesen wäre. Ich sag mal so: Besser fünf Minuten zu früh als fünf Minuten zu spät, wenn man irgendwo pünktlich sein muss.

Melanie kannte ich ja schon vom Vorgespräch, aber trotzdem war es jetzt eine andere Situation. Es ist eben ein Unterschied, ob jemand nur theoretisch als Assistenz geplant ist oder tatsächlich mit einem unterwegs ist. Bis jetzt war es immer meine Mutter, die mich begleitet hat. Mit ihr ist alles eingespielt, ohne viel Worte, ohne große Erklärungen. Melanie? Die muss sich erst einfinden. Und ich auch.

Zur Krankengymnastik – Alles noch easy

Der erste Termin war einfach: Begleitung zur Physiotherapie. Nichts Kompliziertes, keine besonderen Anforderungen – außer halt, dass sie mit mir fährt. Ich musste nicht viel erklären, sie musste nicht viel machen. Einfach mal gemeinsam losziehen.

Nächste Woche wird das wahrscheinlich anders. Da sind wir dann wieder unterwegs, aber diesmal mit mehr „Blinden-Handling“. Und da hat sie keine Erfahrung. Heißt also: Ich werde erklären müssen, wie ich Dinge brauche, wo sie mich unterstützen kann und wo nicht. Aber das war ja zu erwarten – keiner wird als perfekte Assistenz geboren, das ergibt sich mit der Zeit. Hoffentlich.

Zuhause angekommen – Erstmal durchatmen

Nach der Krankengymnastik waren wir zurück und haben noch ein bisschen geredet. Kein gezwungenes „Jetzt müssen wir Smalltalk machen“-Ding, sondern einfach ein normales Gespräch. Locker, entspannt, angenehm.

Ich hab nicht das Gefühl, dass wir schon auf einer Wellenlänge sind – aber wie auch? Wir sind ungefähr gleich alt, aber sie ist gesund, ich bin behindert. Unsere Lebenswege sind komplett unterschiedlich. Während sie wahrscheinlich überlegt, ob sie nach der Arbeit noch spontan irgendwohin fährt, muss ich im Voraus planen, ob ich überhaupt hinkomme und ob es barrierefrei ist.

Ist das schlimm? Nein. Aber es ist halt da. Ich merke, dass ich in manchen Dingen einfach „hinten dran“ bin, weil mein Leben anders verlaufen ist. Ob das Einfluss auf die Zusammenarbeit hat? Keine Ahnung. Wird sich zeigen.

Kein Reinfall, aber auch noch kein Aha-Moment

War es ein guter Start? Joa. War es ein schlechter Start? Nee, auch nicht. Es war einfach – ein Start. Kein Weltuntergang, keine Revolution. Melanie ist pünktlich, offen und entspannt. Aber ob das reicht, um langfristig eine wirklich gute Assistenz zu sein, wird sich erst noch zeigen.

Nächste Woche kommt die erste größere Herausforderung: Ich muss ein Passbild machen lassen und meinen Reisepass beantragen. Klingt nach einem simplen Ding, aber mit Sehbehinderung ist alles ein bisschen komplizierter. Mal sehen, wie Melanie sich da schlägt. Ich werde berichten.

Jetzt mal an euch: Habt ihr schon mal eine Veränderung erlebt, die sich erst nach und nach als gut (oder schlecht) herausgestellt hat? Wie seid ihr mit dieser Anfangsunsicherheit umgegangen? Schreibt’s mir in die Kommentare! 😊



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