Zwischen Einladung und Verpflichtung: Warum ich zur Hochzeit muss, aber nicht will
Hochzeiten sind ein Symbol der Liebe, ein Fest des Lebens, ein Moment, in dem Menschen zusammenkommen, um Glück und Freude zu teilen. Doch was, wenn sich eine Einladung nicht wie ein Geschenk anfühlt? Was, wenn sie nicht mit Freude, sondern mit innerem Widerstand einhergeht?
Diesen Sommer heiratet meine Cousine Grace. Eine große Hochzeit mit 100 bis 200 Gästen. In Kanada.
Stell dir vor, du bekommst eine Einladung zu einem Fest, das du nicht besuchen möchtest. Nicht, weil du den Anlass nicht wertschätzt, sondern weil du dort fehl am Platz bist. Weil du spürst, dass du nicht wirklich willkommen bist. Und weil du nicht einmal die Freiheit hast, selbst zu entscheiden, ob du gehst oder nicht.
Klingt unangenehm? Willkommen in meiner Realität.
Wer ist Familie – und wer nicht?
Familie sollte ein sicherer Ort sein. Ein Kreis aus Menschen, die dich so akzeptieren, wie du bist.
Doch genau diese Hochzeit zeigt mir, dass Familie nicht immer das ist, was sie sein sollte.
Meine Tante Elke – die Mutter der Braut – entscheidet, wer eingeladen wird und wer nicht. Natürlich ist es ihre Entscheidung, aber sie hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Ihr Schwager Darian ist nicht erwünscht. Ich – ihr Neffe – offenbar auch nicht. Zumindest ist es mehr als spürbar.
Und dann sind da noch meine Geschwister Max und Lena. Genau wie ich sind sie Cousin und Cousine von Grace. Doch über sie und ihre Partner und Kinder wird überhaupt nicht gesprochen. Es ist, als würde ihre Existenz für diesen Anlass gar keine Rolle spielen. Niemand fragt, ob sie kommen. Niemand erwähnt sie in Gesprächen. Sie sind einfach nicht Teil der Überlegungen.
Hast du jemals gespürt, dass du zwar zur Familie gehörst, aber nicht wirklich dazugehören sollst?
Es ist das, was nicht gesagt wird. Die unausgesprochene Distanz. Die selektiven Einladungen, die unterschwellige Botschaft: "Du bist nicht Teil des Ganzen."
Familie sollte verbinden. Stattdessen teilt sie hier aus.
Keine Entscheidungsmöglichkeit – nur Verpflichtung
Jetzt denkst du vielleicht: "Dann geh doch einfach nicht."
Schön wär’s.
Ich kann nicht einfach sagen, dass ich nicht zur Hochzeit komme, denn ich kann nicht einfach alleine zu Hause bleiben. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann.
Ich bin auf Unterstützung im Alltag angewiesen. Doch wenn meine Mutter Lisa nicht da ist, gibt es keine passende Versorgung für mich. Eine Kurzzeitpflege kommt nicht infrage, weil sie nur für Senioren gedacht ist und die wenigen Plätze längst ausgebucht sind. Ambulante Pflege wäre ebenfalls keine Option, weil ich zu viel Unterstützung brauche, die mir in meiner derzeitigen Wohnsituation nicht zusteht. Und selbst Essen auf Rädern würde nicht ausreichen, weil nur warme Mahlzeiten geliefert werden und mir Frühstück sowie Abendessen fehlen würden.
Die einzige theoretische Möglichkeit wäre eine Tagespflege. Dort könnte ich zumindest versorgt werden. Aber auch hier gibt es ein Problem: Diese Einrichtungen sind für Senioren gedacht.
Versuch dich für einen Moment in meine Lage zu versetzen. Du brauchst Unterstützung im Alltag. Du bist nicht selbstständig genug, um mehrere Tage allein zu bleiben. Doch anstatt eine Lösung für dich zu finden, stellt sich heraus, dass es einfach keine gibt.
Es gibt kein System für Menschen wie mich. Ich passe in keine Kategorie. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mitzureisen – ob ich will oder nicht.
Wie würdest du dich fühlen?
Wenn Geld die Grenze zieht
Nicht nur ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung.
Meine Tante Rike wird nicht mitreisen. Nicht, weil sie nicht möchte, sondern weil sie es sich nicht leisten kann. Und selbst wenn sie das Geld hätte, bin ich mir sicher, dass sie trotzdem nicht mitkommen würde. Wahrscheinlich wäre es ihr unangenehm, vor all den anderen Gästen als jemand dazustehen, der nicht mithalten kann.
Oft hört man, dass Geld bei einer Hochzeit keine Rolle spielen sollte. Doch das tut es.
Es entscheidet darüber, wer sich die Reise überhaupt leisten kann.
Es entscheidet darüber, wer sich inmitten der anderen Gäste wohlfühlt.
Es entscheidet darüber, wer dazugehört – und wer lieber zu Hause bleibt.
Ich frage mich, wie viele Menschen aus finanziellen Gründen auf Feiern verzichten. Wie viele absagen, weil sie sich unwohl fühlen würden, nicht weil sie nicht wollen. Und wie viele sich einfach nicht trauen zuzugeben, dass es ihnen zu teuer ist.
Wir reden oft über soziale Ungleichheit. Aber selten darüber, was sie wirklich bedeutet.
Hoffnung auf eine Lösung?
Morgen habe ich nach meiner Physiotherapie ein Gespräch mit jemandem von der Evangelischen Altenhilfe. Sie wollen mich beraten. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die ich noch nicht bedacht habe. Vielleicht gibt es doch eine Lösung. Vielleicht bleibt mir doch eine Wahl.
Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich skeptisch.
Zu oft habe ich erlebt, dass Menschen wie ich durchs Raster fallen. Dass es keine passenden Angebote für uns gibt. Dass wir entweder in Pflegeeinrichtungen für Senioren gedrängt werden oder einfach vergessen werden.
Wie wäre es, wenn es eine Welt gäbe, in der Menschen wie ich nicht in Schubladen gesteckt werden? Eine Welt, in der es flexible Lösungen gibt, statt veraltete Konzepte, die nicht zu uns passen? Eine Welt, in der man nicht reisen muss, nur weil es keine Alternative gibt?
Ich weiß, dass ich das Problem nicht über Nacht lösen kann.
Aber ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der mit solchen Situationen konfrontiert wird.
Deshalb frage ich dich:
Hast du schon einmal erlebt, dass du irgendwo nicht wirklich willkommen warst?
Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, eine Wahl zu haben, die keine echte Wahl ist?
Hast du schon einmal mitbekommen, dass Menschen ausgeschlossen wurden – nicht direkt, sondern durch subtile Gesten und Worte?
Teile deine Gedanken. Ich bin gespannt.
Und ich werde berichten, wie das Gespräch ausgegangen ist.
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