Projekt 52 – Erinnerungen
Das Projekt 52 von Sari (Heldenhaushalt) liefert jede Woche neue kreative Impulse. Die Februar-Themen lauten: Kunst, Unerledigt, Musik und Erinnerungen. Heute geht es um Erinnerungen – ein Thema, das nicht immer einfach ist.
Erinnerungen? Heute lieber nicht.
Erinnerungen sind ja so eine Sache. Manche halten an schönen Momenten fest, schwelgen in Nostalgie und erzählen begeistert von „Weißt du noch, damals…?“. Und dann gibt’s mich. Ich sitze hier und weiß nicht mal, worüber ich schreiben soll.
Nicht, weil ich keine Erinnerungen habe – ganz im Gegenteil. Es gibt genug. Aber viele davon sind einfach nicht so, dass ich sie gerne nochmal durchdenke. Manche sind mir peinlich, manche unangenehm, manche würde ich am liebsten komplett vergessen.
Kindheit und Schulzeit? Bloß nicht. Alles, was in diese Zeit fällt, könnte für mich genauso gut gelöscht werden. Das sind Erinnerungen, die mir heute noch unangenehm sind – selbst wenn ich mittlerweile verstehe, warum vieles so war, wie es war.
Wenn Erinnerungen nicht nur schön sind
Ich glaube, viele Leute denken bei „Erinnerungen“ immer zuerst an die schönen Dinge. An unbeschwerte Kindheitstage, lustige Erlebnisse, besondere Momente, die sie nie vergessen möchten. Aber Erinnerungen sind nicht immer so. Manche bleiben einem nicht, weil sie besonders toll waren – sondern, weil sie sich festgebrannt haben, weil sie unangenehm waren, weil man sie lieber vergessen würde.
Bei mir gibt es viele Erinnerungen, die ich einfach nicht nochmal durchdenken will. Und ehrlich gesagt, verstehe ich manchmal nicht, warum unser Gehirn sich gerade die Sachen merkt, die einem am liebsten peinlich sind. Warum kann man nicht einfach selbst auswählen, was bleibt und was verschwindet? Warum müssen gerade die unangenehmen Momente immer wieder hochkommen, während schöne Dinge oft verblassen?
Warum mich vieles heute noch beschäftigt
Als Kind konnte ich Reize nicht gut filtern. Alles kam ungefiltert auf mich zu – Geräusche, Menschen, Eindrücke, Chaos. Und ich hatte keine Möglichkeit, das in Worte zu fassen oder zu sagen, was mich stört oder was mir zu viel ist. Ich wusste es ja selbst nicht. Also habe ich überreagiert. Wurde aggressiv, weil ich einfach nicht wusste, wie ich sonst damit umgehen sollte.
Ich erinnere mich an Situationen, in denen ich total ausgerastet bin, laut geworden bin oder mich so verhalten habe, dass es für andere schwer verständlich war. Und ja, heute weiß ich, dass das nicht einfach nur Trotz oder Wut war – es war Überforderung. Es war mein Weg, mit Dingen umzugehen, die ich nicht steuern konnte.
Damals wirkte das wahrscheinlich einfach nur wie ein „schwieriges Kind“. Heute sehe ich, warum es so war. Ich verstehe, dass ich einfach nicht wusste, wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte, und dass mir die richtigen Worte gefehlt haben. Aber trotzdem sind das keine Erinnerungen, die ich gerne nochmal durchdenke. Was passiert ist, ist passiert. Es ist, wie es ist. Manche Erinnerungen dürfen einfach verblassen – oder ganz verschwinden.
Man kann sich nicht immer aussuchen, woran man sich erinnert
Es gibt so viele Momente, die ich gerne vergessen würde. Dinge, die mir peinlich waren, Situationen, in denen ich mich unwohl gefühlt habe oder in denen ich nicht wusste, wie ich reagieren soll. Und das Schlimmste daran? Die Erinnerungen kommen oft dann hoch, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann.
Manchmal reicht ein bestimmtes Geräusch, ein Geruch oder ein Satz, den jemand sagt – und plötzlich ist eine Erinnerung wieder da. Eine Szene, die man eigentlich längst abgehakt hatte, taucht aus dem Nichts auf und fühlt sich an, als wäre sie erst gestern passiert.
Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sich gerne an alles erinnern, die alte Fotos anschauen, Tagebücher lesen und sich freuen, wenn sie sich an längst vergangene Zeiten zurückerinnern können. Ich bin nicht so. Ich brauche kein Tagebuch, keine Erinnerungsstücke, keine Reise zurück in die Vergangenheit.
Vielleicht liegt es daran, dass viele meiner Erinnerungen nicht besonders schön sind. Vielleicht auch daran, dass ich mich lieber auf das konzentriere, was jetzt ist, anstatt mich mit dem zu beschäftigen, was mal war.
Erinnerungen dürfen auch verblassen
Ich glaube, wir sind oft zu streng mit uns selbst, wenn es um Erinnerungen geht. Es gibt diese Idee, dass man aus allem eine Lektion ziehen muss, dass man an seinen Erinnerungen wächst oder dass sie einen prägen. Aber manchmal sind Erinnerungen einfach nur das – Erinnerungen. Und nicht jede Erinnerung muss bleiben.
Manche Dinge dürfen verblassen. Manche Erlebnisse müssen nicht immer wieder durchgekaut werden. Und es ist okay, wenn man sich nicht alles aus der Vergangenheit immer wieder ins Gedächtnis ruft.
Deshalb bleibt dieser Blogartikel genau so: Erinnerungen? Heute lieber nicht.
Wie geht es euch damit?
Gibt es Erinnerungen, die ihr gerne vergessen würdet? Oder seid ihr eher die Typen, die alles festhalten? Schreibt’s mir – aber bitte ohne mich an meine eigene Vergangenheit zu erinnern.
Kommentare
Schlechte Erinnerungen... ich versuche die nicht an mich ran. Ich hab gemerkt das wen man sich mit den schlechten Erinnerung zu sehr befasst werden Sie immer Präsenter. Man wird in der Spirale dann nur nach untern gezogen... in der Zeit wo man ab besten vergessen wollte.
Aber es gibt bei jedem im Leben bestimmt Moment, an den man sich gerne erinnert. Diese Momente sollte man behalten, um sie dann in schwierigen Zeiten zumindest in Erinnerung noch einmal zu erleben.
Interessante Beitrag !
Viele Grüße czoczo
Schöne Erinnerungen halte ich gerne fest, auf die schlechten kann ich auch gerne verzichten, aber ich denke sie gehören auch zu unserem Leben dazu und stärken und ja auch. Ich sehe Erinnerungen weniger kritisch, aber jeder ist da ja anders, aber ja ein paar Erinnerungen gibt es bei mir auch auf die ich gut verzichten kann und mich an diese auch lieber ungern erinnere. LG Edeline
Wie schaffst du es die schlechten Erinnerungen nicht an dich ran zu lassen sobald jemand negativ ist klappt es bei mir nicht trotzdem positiv zu sein
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