Meine erste Wahl – und jetzt? Hat’s was gebracht?

So, Leute. Ich hab zum ersten Mal gewählt. Mit 30. Ja, jetzt erst. Und wenn ich ehrlich bin, frage ich mich immer noch: Hat das jetzt irgendwas geändert? Oder war das einfach nur so ein Pflicht-Ding, weil man das halt macht?

Ich sag’s, wie’s ist: Politik hat mich früher null gejuckt. Ich hab die Wahlbenachrichtigung nicht mal geöffnet, sondern direkt in die Papiertonne geworfen. Was hätten die schon Spannendes zu sagen? Fachbegriffe, endlose Debatten, leere Versprechen – nee, danke.

Aber dieses Mal war’s anders. Ich hab mir gesagt: Okay, komm, gib dir einen Ruck. Versuch’s wenigstens mal. Also hab ich zum ersten Mal meine Wahlunterlagen angefordert. QR-Code scannen, fertig. Ich war ehrlich überrascht, dass das so easy geht. Hätte nie gedacht, dass die Bürokraten mal was auf die Reihe kriegen.

Und dann lag der Stimmzettel vor mir – und ich dachte: Scheiße. Wen wähl ich jetzt eigentlich?

Ich war komplett überfordert. Die Kandidaten? Teilweise noch halbe Kinder. 18, 19, 20 Jahre alt. Jungs, was wollt ihr mir vom Leben erzählen?

Ich hab echt Respekt vor jungen Leuten, die sich politisch engagieren, aber wenn jemand gerade mal aus der Schule raus ist, frage ich mich: Wie will der mich vertreten? Wie will der bitte meine Probleme verstehen? Ich kämpfe mich seit Jahren durch den Alltag, weil mein Leben durch meine Behinderung eh schon kompliziert genug ist – und dann soll mir jemand, der kaum Lebenserfahrung hat, erzählen, wie’s läuft?

Also war ich völlig unentschlossen. Ich hab überlegt, Derya Türk-Nachbaur von der SPD zu wählen, weil sie mir von den Kandidaten noch am vernünftigsten vorkam. Am Ende hab ich aber doch den parteilosen Louis Weißer gewählt. Warum? Gute Frage. Vielleicht, weil ich dachte: Parteilos heißt unabhängig.

Aber irgendwie fühl ich mich mit der Wahl nicht wohl. Ich hab mich hin und her gerissen gefühlt, hatte das Gefühl, egal, wie ich entscheide – so richtig richtig ist es nicht. War das jetzt die beste Wahl? Keine Ahnung.

Bei der Parteiwahl war’s auch nicht besser. Ich hab geschwankt zwischen SPD, Die Linke und dem Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW). Das BSW hab ich schnell abgehakt, weil ich mir dachte: Die sollen erst mal beweisen, dass sie’s draufhaben. Neue Partei, große Versprechen – ja, klar. Aber bevor ich jemandem meine Stimme gebe, will ich wissen, wo die wirklich stehen. Einfach nur Protest reicht mir nicht, ich will sehen, ob da Substanz dahintersteckt.

CDU? Vergiss es. Friedrich Merz? Macht mir Angst. Ich weiß nicht mal genau warum, aber ich seh den und denke: Nee, das kann nix werden.

Und Olaf Scholz? Zu ruhig, zu unsichtbar. Ich will keinen Kanzler, der aussieht, als hätte er aus Versehen die Stummtaste gedrückt.

Am Ende war’s keine Wahl aus Überzeugung. Ich hab gewählt, um die AfD zu verhindern. Fertig. War das jetzt richtig? Weiß ich nicht. Aber einfach nix tun war für mich keine Option.

Ich hab echt versucht, mich zu informieren. Nachrichten geschaut, mir Begriffe erklären lassen, das „Triell“ (oder wie das heißt) verfolgt. Und was hab ich verstanden? Nix.

Da wird so viel geredet, aber es kommt nix rüber. Ein Wortschwall nach dem anderen, jeder weicht Fragen aus, keiner sagt mal gerade heraus, wie’s wirklich ist.

Jedes Mal, wenn ich versuche, durchzusteigen, denk ich mir: Warum redet keiner Klartext? Warum kann Politik nicht verständlich sein?

Ich hab mit niemandem über meine Wahl gesprochen. Nicht, weil’s mir peinlich war, sondern weil ich keinen Bock hatte, meine Entscheidung zu rechtfertigen. Das ist meine Stimme, meine Sache.

Aber als ich die Unterlagen ausgefüllt habe, hatte ich erst mal Stress.

Der Merkzettel? Winzig geschrieben. Fast hätte ich mir ne Lupe besorgt.
Die Umschläge? Weiß, rot – was gehört wohin?

Weißer Umschlag für den Stimmzettel.

Den dann mit dem Wahlschein in den roten Umschlag.


Hoffentlich hab ich’s richtig gemacht. Wäre ja typisch, wenn ich’s beim ersten Mal direkt versaue.

Und dann der Moment, als ich den roten Umschlag in den Briefkasten geworfen hab. Hat das jetzt was verändert? War das wichtig? Oder ist’s am Ende eh egal?

Ich hab keine Antwort darauf. Ich hoffe nur, dass meine Stimme zählt.

Ich sag’s mal so: Ich hab nicht das Gefühl, dass ich gerade die Welt gerettet habe. Aber ich hab’s gemacht. Ich hab meine Stimme abgegeben. Und wenn ich damit nur einen winzigen Unterschied gemacht hab – dann war’s das wert.

Ob ich beim nächsten Mal wieder wähle? Wahrscheinlich. Ich werd versuchen, das weiter zu verfolgen, auch wenn’s mir schwerfällt. Vielleicht fällt mir die Entscheidung dann leichter. Vielleicht aber auch nicht. Festlegen will ich mich nicht. Denn wer weiß, was in ein paar Jahren ist?

Jetzt ist die Wahl vorbei. Die Wahllokale sind geschlossen, die Stimmen werden ausgezählt – und ich frage mich: Hat sich irgendwas verändert? Oder bleibt am Ende doch alles beim Alten?

Was denkt ihr? War eure Wahl Überzeugung oder Pflicht? Glaubt ihr, dass Wählen wirklich was verändert? Haut’s in die Kommentare – ich bin gespannt auf eure Meinung.



Kommentare

juliasallroundblog hat gesagt…
Hallo Joni,
ich finde es gut, dass Du gewählt hast. Ich selber beschäftige mich auch nur mäßig mit Politik. Denn war meine Wahr irgendwie beides - aus Überzeugung und aus Pflicht. Einerseits konnte ich eine Partei wählen, die mir relativ nahe steht und anderseits ging es auch mir darum, die AfD soweit wie möglich zu schwächen.

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