Mein Weg in die Selbstständigkeit: Unterstützung und der lange Weg zur Freiheit


Es gibt Momente, in denen man fest daran glaubt, dass ein neuer Weg die ersehnte Veränderung bringt. Für mich war das die Zusammenarbeit mit der Eingliederungshilfe – ein Schritt hin zu einem selbstbestimmten Leben. Doch während des Gesprächs zur Bedarfsermittlung erlebte ich eine Mischung aus Hoffnung und Enttäuschung. Ich habe das Gefühl, dass ich nur ein Fall unter vielen bin. Hier teile ich meine Gedanken und Gefühle zu diesem Weg, der alles andere als einfach ist.

Im September hatte ich mein erstes Vorgespräch mit der Eingliederungshilfe. Ich erinnere mich genau daran, wie diese kleine Flamme der Hoffnung in mir aufleuchtete. Zum ersten Mal seit Langem fühlte ich etwas wie Aufbruchsstimmung. Ich dachte, vielleicht bekomme ich endlich die Unterstützung, die mir und meiner Familie hilft. Die Eingliederungshilfe war für mich ein Weg, Stück für Stück mehr eigenständig zu werden – mein Leben selbst zu gestalten, ohne dass alles auf den Schultern meiner Mutter lastet.

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn plötzlich ein Licht am Ende des Tunnels erscheint? Man hofft dann, dass dieser neue Weg endlich etwas verändert und ein echter Neuanfang kommt.

Habt ihr euch schon einmal so an eine Vorstellung geklammert, die euch Hoffnung gibt?

Dieses Gefühl von Hoffnung war wertvoll und zerbrechlich, und ich klammerte mich daran, wie jemand, der sich an einem Seil festhält, um nicht abzurutschen. Ich stellte mir ein Leben vor, in dem ich selbst Dinge in die Hand nehmen kann, ohne ständig auf Hilfe angewiesen zu sein. Ein Leben, in dem ich endlich das Gefühl habe, etwas mehr Kontrolle über meinen Alltag zu haben. Ich habe Struktur und Routinen im Alltag – aber sie sehen eben anders aus als bei jemandem, der gesund ist. Es sind Routinen, die ich brauche, um selbstständig zu bleiben. Dazu gehört auch, die Unterstützung anzunehmen, ohne die ich meinen Alltag nicht schaffen könnte.

Habt ihr vielleicht auch eigene Rituale oder Routinen, die euch helfen, den Tag zu meistern?

Gestern war dann der große Tag der Bedarfsermittlung. Ich ging mit großen Erwartungen in das Gespräch. Die Fragen sollten klären, welche Unterstützung ich brauche und wie sie genau aussehen könnte. Ich wünschte mir klare Antworten und Schritte, die mir helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch je mehr wir ins Detail gingen, desto mehr spürte ich, wie schwer und aufwühlend dieser Prozess sein würde.

Habt ihr das auch schon mal erlebt, dass die Realität ganz anders aussieht als eure Vorstellung? Was habt ihr dann empfunden?

Es war, als ob mein ganzes Leben auf dem Tisch lag und von allen Seiten betrachtet wurde. Jede Kleinigkeit meines Alltags wurde gefragt: Welche Aufgaben fallen mir schwer? Wo überfordert mich der Alltag? Was macht mir Angst? Diese Fragen zwangen mich, mich mit meinen Schwächen zu befassen – Dinge, die ich oft für mich behalte und mir nur selten eingestehe. Es war hart, diese Fragen ehrlich zu beantworten.

Könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, wenn man plötzlich alle Schwächen vor sich sieht? Das kann einen verletzlich machen.

Vor dem Gespräch hatte ich alle meine Gedanken aufgeschrieben und erklärt, welche Unterstützung ich mir wünsche. Ich wollte vorbereitet sein und zeigen, dass ich klare Vorstellungen habe. Schon im ersten Gespräch hatte ich das Gefühl, dass mein Wunsch nach Veränderung ernst genommen wird, und das machte mir Mut. Doch während des Gesprächs gestern merkte ich, wie diese Hoffnung langsam ins Wanken geriet.

Kennt ihr das, wenn ein Plan, in den man so viel Hoffnung gesetzt hat, plötzlich ins Schwanken gerät? Es ist, als würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Was hat euch in solchen Momenten geholfen?

Ich hatte gehofft, dass ich eine persönliche Assistenz bekomme – jemanden, der mich begleitet, der mir hilft, Struktur und Routine in meinem Alltag zu haben. Ich dachte daran, wie schön es wäre, jemanden an meiner Seite zu haben, der mir etwas Autonomie ermöglicht. Ich stellte mir vor, dass diese Unterstützung über die Eingliederungshilfe des Brigenbach-Rieden Kreises kommt und dass ich vielleicht über das Hilfenet die passende Assistenzkraft finde. Das war für mich ein Lichtblick. Doch mit jedem Satz, der im Gespräch fiel, begann dieses Bild zu verblassen.

Kennt ihr das, wenn ein Traum langsam zerplatzt und man versucht, ihn festzuhalten, obwohl er schon fast verschwunden ist? Was tut ihr, wenn ein Traum plötzlich in weite Ferne rückt?

Die Dame von der Eingliederungshilfe war freundlich und bemühte sich bestimmt auch, doch es wirkte so, als ob sie nur eine Checkliste abarbeitete. Als ich nach Informationen zur Unterstützung fragte – nach dem „Wie“ und „Wo“ – schien sie selbst unsicher zu sein. Ich hatte gehofft, dass sie mir zeigt, wie ich die richtige Assistenz finde, jemanden, der wirklich zu mir passt. Doch stattdessen erhielt ich nur allgemeine Aussagen, und ich verließ den Termin mit mehr Fragen als Antworten. Es fühlte sich an, als ob ich gar nicht wirklich gehört wurde.

Habt ihr euch auch schon einmal wie ein „Fall“ gefühlt, und nicht wie ein Mensch mit echten Bedürfnissen? Habt ihr euch auch schon mal unsichtbar gefühlt? Dieses Gefühl der Entfremdung kann einen wirklich belasten.

Dann kamen die Vorschläge, die mich fast umgeworfen hätten: „Essen auf Rädern“ oder ein Altersheim. Ja, es wurde tatsächlich ein Altersheim erwähnt. Das war für mich das genaue Gegenteil von dem, was ich mir für mein Leben wünsche. Für mich geht es darum, selbstständiger zu werden und so frei wie möglich zu leben. Ein Altersheim – das hat nichts mit der Zukunft zu tun, die ich mir vorstelle. Es fühlte sich an, als würde man mich in eine Schublade stecken, die einfach nicht zu mir passt. Als ob meine Träume von Freiheit in diesem System gar keine Rolle spielen. Es war, als würde das System sagen, dass meine Wünsche keinen Platz haben. Diese Vorstellung traf mich tief und ließ mich spüren, wie weit die Realität manchmal von meinen Hoffnungen entfernt ist.

Kennt ihr das Gefühl, in eine Schublade gesteckt zu werden, die einfach nicht passt? Was würdet ihr in so einer Situation tun?

Besonders schwer fiel es mir, auf die direkten Fragen zu antworten, die immer wieder darauf hinausliefen, was ich kann und was ich nicht kann. Über meine eigenen Einschränkungen zu sprechen, fiel mir noch nie leicht, und in diesem Moment, in dem ich spürte, dass ich nicht wirklich verstanden werde, fühlte ich mich noch verletzlicher. Diese Unsicherheit, dieses Gefühl, dass meine Worte nicht durchdringen, machte das Gespräch für mich zu einer echten Belastung.

Vielleicht kennt ihr das Gefühl, dass eure Worte einfach nicht ankommen, als ob ihr gegen eine unsichtbare Wand sprecht. Es ist frustrierend, wenn man sich nicht gehört fühlt. Habt ihr auch schon mal gegen eine „Wand“ gesprochen? Wie habt ihr euch da gefühlt?

Es fühlte sich an, als müsste ich mit jedem Satz meine Schwächen und Unzulänglichkeiten vor mir selbst ausbreiten – und auch vor der Mitarbeiterin der Eingliederungshilfe. Ich konnte nicht wirklich sagen, was ich brauche, ohne das Gefühl zu haben, dass meine Worte ins Leere liefen. Es war, als würde ich ständig gegen eine unsichtbare Mauer reden.

Die Bedarfsermittlung sollte für mich der erste Schritt in ein neues Kapitel sein, doch am Ende fühlte ich mich enttäuscht und fast ein wenig betrogen. Mein Plan war es, zunächst ein paar Stunden Unterstützung pro Woche zu bekommen, um mich langsam an die Veränderungen zu gewöhnen. Ich hatte mir vorgestellt, dass diese Person schon jetzt an meiner Seite ist, mir in kleinen Schritten hilft, mein Leben eigenständiger zu gestalten. Ich hatte die Hoffnung, dass, wenn die Eingewöhnungsphase vorbei ist, die Assistenzkraft beim Auszug an meiner Seite bleibt, sodass der Auszug die einzige große Veränderung bleibt.

Was würdet ihr tun, wenn ihr euch plötzlich wieder am Anfang fühlt? Ist euch das auch schon mal so gegangen?

Doch das Gespräch hat diesen Traum zerbrechen lassen. Statt kleine Schritte in die Unabhängigkeit zu gehen, scheint nun alles weiter weg als zuvor. Die Idee von einem selbstbestimmten Leben, das mich und meine Familie entlastet, fühlt sich plötzlich unerreichbar an. Es fühlt sich an, als ob ich wieder am Anfang stehe, ohne die Aussicht auf die kleinen Schritte, die mir das Gefühl geben könnten, dass ich wirklich vorankomme. Ganz allein werde ich mein Leben nicht meistern können – ich werde immer Unterstützung brauchen. Doch diese Unterstützung sollte mir ein Leben mit mehr Freiheit ermöglichen, nicht weniger.

Kennt ihr das Gefühl, wenn alles wieder bei Null anfängt? Wie schafft ihr es, trotzdem weiterzumachen?

Auch wenn das Gespräch anders verlaufen ist als erhofft, will ich meinen Traum nicht aufgeben. Ich weiß, dass der Weg länger und schwieriger ist, als ich dachte, aber ich möchte an meine Vision glauben. Ich hoffe, dass ich eines Tages zurückblicken kann und stolz darauf bin, was ich trotz aller Herausforderungen erreicht habe.

Vielleicht kennt ihr das Gefühl, einen Schritt ins Ungewisse zu machen, der sich gleichzeitig aufregend und beängstigend anfühlt. Man fragt sich ständig, ob man es schafft, ob die Richtung stimmt. Ist der Weg das Risiko wert? Diese Fragen stelle ich mir auch, und oft schwirrt mir der Kopf davon. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, nicht aufzugeben und sich immer wieder selbst zu ermutigen.

Habt ihr auch solche Gedanken? Wann habt ihr zuletzt einen Schritt ins Ungewisse gewagt?

Auch wenn der Weg manchmal steinig ist, weiß ich, dass ich daran wachsen kann. Die Herausforderung besteht für mich darin, meine Schwächen anzunehmen, ohne mich von ihnen bestimmen zu lassen. Ich weiß, dass ich Unterstützung brauche – wahrscheinlich mehr, als sich viele vorstellen können. Und genau das ist in Ordnung.

Wichtig ist für mich die Frage: Wie finde ich eine Unterstützung, die zu mir passt? Wie gehe ich meinen Weg, ohne mich selbst zu verlieren? Ich bin mir sicher, dass ich nicht allein bin mit diesen Fragen. Vielleicht habt ihr ja ähnliche Erfahrungen gemacht? Was hat euch geholfen, wenn eure Hoffnungen ins Wanken geraten sind?

Ich freue mich auf eure Gedanken und Erfahrungen, die ihr hier im Blog teilen könnt. Vielleicht ist es gerade der Austausch mit euch, der mir zeigt, dass ich auf meinem Weg nicht allein bin. Danke, dass ihr diesen Weg mit mir geht.


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