Eine Antwort auf einen anonymen Kommentar: Über Vorurteile, Neid und die Notwendigkeit finanzieller Unterstützung

Normalerweise ist dieser Blog mein Zufluchtsort. Hier kann ich ganz offen über mein Leben sprechen – über die täglichen Kämpfe, über die kleinen Erfolge, die für viele selbstverständlich sind, und über die Gedanken, die mir im Kopf herumgehen. Aber heute schreibe ich hier mit einem anderen Gefühl: mit einer Mischung aus Wut, Traurigkeit und Enttäuschung, die mich so tief getroffen hat, dass ich das Gefühl habe, ich müsse die Worte einfach loswerden, bevor sie mich erdrücken.

Der Kommentar, der das alles in mir ausgelöst hat, lautete:

An dieser Stelle stand der Kommentar um den es ging. 

Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, war ich wie betäubt. Es sind doch nur Worte, dachte ich zuerst. Ein Kommentar von jemandem, der meinen Alltag gar nicht kennt. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto tiefer bohrten sich diese Worte in mein Innerstes, und irgendwann konnte ich sie nicht mehr einfach beiseiteschieben. Sie klangen immer lauter in meinem Kopf: „Was soll die Gemeinschaft denn noch alles bezahlen?“ Und ich fragte mich: Bin ich wirklich nur ein Kostenpunkt? Habe ich wirklich kein Recht darauf, ein eigenständiges Leben zu führen?

Da war zuerst die Wut – ein brennendes, fast hilfloses Gefühl. Wie kann jemand einfach so über mein Leben urteilen, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wie mein Alltag aussieht? Es ist, als ob ich nicht als vollwertiger Mensch gesehen werde, sondern als eine Art Belastung – jemand, den man lieber nicht sehen oder hören möchte, weil er zu viel kostet. Ich habe mir diese Situation nicht ausgesucht, und trotzdem soll ich mich jetzt dafür rechtfertigen, ein eigenständiges Leben führen zu wollen? Dieser Wunsch ist für mich keine Laune und kein Luxus – es ist ein tiefes Bedürfnis, das mir das Gefühl gibt, ein vollwertiger Mensch zu sein, jemand mit Träumen und Entscheidungen. Und doch steht hier jemand, der meinen Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben als „zu teuer“ oder „überflüssig“ ansieht. Bin ich wirklich nur so viel wert, wie es für andere bequem ist? Würde jemand, der so denkt, das Gleiche über ein Familienmitglied sagen? Würde er sich trauen, einem geliebten Menschen ins Gesicht zu sagen, dass seine Bedürfnisse zu teuer sind?

Dann kam die Traurigkeit. Diese Worte ließen mich so tief in eine Enttäuschung fallen, die sich fast wie Verzweiflung anfühlte. Wie oft habe ich mir gewünscht, ein ganz normales Leben zu führen, ohne jeden Schritt zu planen, ohne zu kämpfen, nur um alltägliche Dinge zu schaffen? Es ist, als ob ich mir gar nicht wünschen darf, ein Leben zu führen, das für andere selbstverständlich ist. Dabei geht es mir doch nicht um Luxus, sondern einfach um Würde. Manchmal frage ich mich, ob ich für die Gesellschaft überhaupt von Wert bin, wenn ich nicht alles alleine schaffe. Warum scheint es so schwer zu verstehen, dass ich mir diesen Weg nicht ausgesucht habe?

Ich frage mich, wie es wäre, einfach loszugehen, die Dinge zu erledigen, die ich tun muss, ohne ständig auf Hilfe angewiesen zu sein. Doch dieser Kommentar zeigt mir, dass ich mir wohl nie das „Recht“ auf diese Unterstützung verdient habe, dass ich eine Last sei, ein „Kostenfaktor“. Es tut weh, so behandelt zu werden, als wäre das nicht gerechtfertigt – als müsste ich mich dafür entschuldigen, dass ich existiere und Hilfe brauche, um ein selbstständiges Leben zu führen. Ich fühle mich so klein und machtlos, als müsste ich mich immer rechtfertigen und erklären, nur um das Minimum an Hilfe zu bekommen. Es ist, als ob mein Leben weniger wert ist, nur weil ich nicht alles alleine kann.

Und dann kam die Frustration. Dieser Kommentar zeigt mir, wie wenig viele Menschen das Leben mit einer Behinderung wirklich verstehen. Es ist einfach, anonym über das Leben anderer zu urteilen, schnell ein Urteil zu fällen und Menschen auf Zahlen und Kosten zu reduzieren. Es ist leicht zu sagen, dass „ein Pflegeheim günstiger wäre“, ohne zu verstehen, was das bedeuten würde: Ein Leben ohne echte Freiheit, ohne die Möglichkeit, über sich selbst zu entscheiden. Ich frage mich oft, ob der Verfasser des Kommentars selbst glücklich wäre, sein Leben so zu verbringen – eingesperrt in einem strikten System, ohne Träume, ohne die kleinen Freiheiten, die das Leben überhaupt lebenswert machen. Und doch erlaubt sich jemand, mir genau so ein Leben nahezulegen, weil mein Wunsch nach Selbstbestimmung als zu teuer gilt.

Diese Unterstützung, die ich bekomme, ist kein Luxus. Sie ist nicht etwa ein „Zuckerl“ für ein besonders entspanntes Leben. Sie ist das absolute Minimum, das mir ermöglicht, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Hilfe zu bekommen bedeutet für mich, dass ich die Dinge tun kann, die für viele selbstverständlich sind – dass ich einkaufen kann, meine Wohnung sauber halten kann, zum Arzt gehen kann. Dass ich meine Tage so gestalten kann, wie ich es möchte, so gut es geht. Aber ich habe nicht die Wahl, ob ich diese Hilfe brauche. Und das ist kein „Schlaraffenland“. Es ist ein notwendiges Gerüst, das mir den Raum gibt, den Alltag zu bewältigen, den sich niemand freiwillig aussuchen würde.

Und letztlich ist dieser Blog auch meine Möglichkeit, all das zu verarbeiten, was ich sonst niemandem wirklich erzählen kann. Die Traurigkeit, die Schwere, die Hilflosigkeit – sie müssen irgendwo hin. Ich habe diesen Blog angefangen, um meine Gedanken niederzuschreiben, um mich selbst zu ordnen, ohne meine Umgebung damit zu belasten. Es ist schwer genug, mit den täglichen Herausforderungen zu leben, ohne sich immer wieder rechtfertigen zu müssen. Ich wollte einfach nur einen Ort, an dem ich ehrlich sein kann, ohne verurteilt zu werden. Aber vielleicht ist das zu viel verlangt. Vielleicht wird es immer Menschen geben, die nicht verstehen können oder wollen.

Dieser Blog ist meine Art, den Druck abzubauen, ein Ventil für die Gedanken zu schaffen, die in mir toben. Und doch stoße ich auf einen Kommentar wie diesen, der mir zeigt, dass selbst das, was ich hier teile, oft nicht verstanden wird. Es ist, als wäre ich allein mit dieser Last. Ich trage sie Tag für Tag, aber niemand scheint sie wirklich sehen zu wollen. Und die wenigen, die es könnten, ziehen es vor, einfach den Preis zu kritisieren. Manchmal fühlt es sich an, als ob meine Worte ins Leere fallen. Ich kann so viel erklären und beschreiben, aber werde ich wirklich gehört?

Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich mit diesem Kommentar machen soll. Ein Teil von mir wollte ihn einfach löschen, ihn vergessen und weitermachen. Aber ich habe erkannt, dass es wichtig ist, darüber zu sprechen – auch wenn es weh tut. Nicht, um jemanden bloßzustellen oder anzugreifen, sondern um meine Perspektive zu erklären. Damit vielleicht jemand, der das liest, ein bisschen mehr von meinem Leben versteht. Sollte der Verfasser des Kommentars den Wunsch haben, ihn gelöscht zu sehen, werde ich das tun. Aber ich möchte klarstellen, warum ich hier bin und warum ich mir diese Gedanken mache.

Nach dieser Erfahrung habe ich entschieden, dass ich meine Beiträge ab jetzt nur noch mit denjenigen teilen möchte, die wirklich an meinem Leben interessiert sind und sich darauf einlassen wollen. Ich werde diesen Beitrag noch einmal auf Plattformen wie Facebook teilen, aber danach möchte ich nur noch für die Menschen schreiben, die freiwillig auf meinen Blog kommen, die mir zuhören und wirklich verstehen wollen, was ich zu sagen habe.

An alle, die hier mit Mitgefühl und Verständnis lesen: Danke. Ihr helft mir, weiterhin über mein Leben zu schreiben und meinen Weg offenzulegen. Eure Bereitschaft, meinen Alltag und meine Kämpfe zu verstehen, zeigt mir, dass es Menschen gibt, die das sehen, was oft verborgen bleibt. Es ist für Menschen wie euch, dass ich diesen Blog schreibe – und für euch, dass ich weitermache.



Kommentare

  1. Ach je! Da bist du ja an einen schlimmen Ignoranten gestoßen! Dass es Menschen gibt, die unfassbar oberflächlich und egozentrisch sind, das wissen wir. Und dass diese Schwurbler keine Ahnung haben, was sie mit ihren gemeinen, undurchdachten Aussagen anrichten können, ist Fakt. Ich kann gut nachvollziehen, wie sehr solche Worte treffen, wie sehr sie Schaden anrichten können! Obwohl man das nicht zulassen möchte, es trifft einfach wie ein Faustschlag. Bitte lass dich nicht besiegen von solch ahnungslosen Idioten!! 😘

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    1. Hallo Sabine

      Ja ich habe mich auch sehr gewundert über dem Kommentar aber da hat wohl jemand nicht nachgedacht bevor der Kommentar abgeschickt wurde

      Genug Aufmerksamkeit für den Moment und einfach weiter machen

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    2. Hallo lieber Joni,

      wie auch auf Facebook hinterlasse ich dir gerne auch nochmal hier einen Kommentar dazu. Mach dir nichts draus. Negative Kommentare können zwar sehr weh tun, kenne das ja selbst auch, aber denk an all die positiven Kommentare die du schon bekommen hast. :)

      Denn die sind wichtig, denn diese geben dir Kraft und Mut.
      Mach weiter so und hör nicht auf solche Menschen, die dich niedermachen.

      Danke auch für dein Kommentar bei mir. Ich habe schon geahnt das du eine KI benutzt.
      Deine Texte sind nun flüssiger. Ich habe nun auch etwas im Test und bin momentan sehr zufrieden damit.

      Liebe Grüße, Anja

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    3. Hallo Anja

      Ich hoffe und bemühe mich das die blogartikel trotzdem noch nach mir klingen sollte das nicht so sein sag bitte bescheid und wegen dem Kommentar ich habe jetzt heute noch einmal in meinem neuen Beitrag dazu gesagt und das warst jetzt auch für mich

      Grüße Joni

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    4. Moin Joni, als Blogger müssen wir wohl einstecken können. Sage ich und hab nicht einmal mit dem Bloggen begonnen ... Was mir durch den Kopf ging als ich Deine Gedanken las, war, was würde wohl der Kommentator tun, würde er oder sie in Deine Situation geraten? Abwegig ist es nicht! Kann jeden von uns jeder Zeit unerwartet treffen. Wie würde er oder sie sich fühlen, wenn mit den eigenen Worten konfrontiert? Wie würde sich die Person verhalten, wenn plötzlich das eigene Leben zum Überleben wird? Würde mich ja interessieren? Oder würde mich auch interessieren, warum die Person so frustriert ist? Hat sie selber zwar keine körperlichen Einschränkungen, jedoch hätte sie gern mehr Geld zum ausgeben, an die sie nicht herankommt? Die Person ist frustriert und läd ihre Frustration auf Dich ab. Kein Grund den Frust anzunehmen. Übrigens habe ich vor einigen Monaten jemanden über Facebook und dann auch persönlich kennengelernt, der in einer Situation steckt, wie Du. Er erzählt ohne Ende solche Geschichten. Echt haarsträubend! Wie er damit umgeht und sein Leben meistert ist, faszinierend. Wenn Du magst, verlinke ich Euch gern. Wäre sicher eine Bereicherung für beide von Euch. Beste Grüße und gräme Dich nicht ;) Heidi

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