Anträge, Absagen und der Weg am Altersheim vorbei

Kennt ihr das, wenn ihr eigentlich so viel zu erzählen habt, aber trotzdem nicht wisst, wo ihr anfangen sollt? So geht’s mir gerade. Ich sitze hier, will einen Blogartikel schreiben, aber ehrlich gesagt – ich hab keine Ahnung, welches Thema ich aufgreifen soll. Irgendwie dreht sich im Moment alles um dieselben Sachen. Familie, Streit mit meiner Mutter, und dann das Ding mit meinen Zähnen, was mittlerweile schon fast eine Story für sich ist. Jetzt auch noch die Eingliederungshilfe, bei der ich mitten in den Verhandlungen stecke… Ja, Chaos pur.

Eigentlich wollte ich hier ja mal was anderes erzählen – euch von irgendwas Schönem berichten oder zumindest von einem Thema, das keine Kopfschmerzen macht. Aber hey, das hier ist mein Leben, und ich hab gelernt: Es bringt nichts, sich um die unbequemen Sachen drumherum zu mogeln. Manchmal muss man die einfach direkt ansprechen. Also gut, reden wir über das Chaos, das die Eingliederungshilfe gerade in mein Leben bringt.

Es sind genau solche Dinge, die mich daran erinnern, wie viel Aufwand das Leben manchmal sein kann, wenn man ständig auf Hilfe angewiesen ist. Und das bringt mich direkt zu meinem nächsten Thema: die Eingliederungshilfe. Wenn ich ehrlich bin, ist das für mich gerade einer der größten Brocken. Ich bin mitten in den Verhandlungen und hoffe, dass da endlich mal was ins Rollen kommt.

Falls ihr das noch nie gehört habt: Eingliederungshilfe ist eine Unterstützung, die Menschen wie mir helfen soll, möglichst selbstständig zu leben und am sozialen Leben teilzuhaben. Das klingt auf dem Papier ja erstmal ganz toll, aber die Realität ist oft komplizierter. Jeder Schritt, jede Leistung, die ich benötige, muss erstmal beantragt und begründet werden. Und glaubt mir, das klingt einfacher, als es ist. Es geht hier schließlich nicht um Kleinigkeiten, sondern um wirklich wichtige Sachen, die mir helfen, überhaupt voranzukommen und endlich ein bisschen unabhängiger zu werden. Ich möchte mein Leben leben und es zumindest versuchen, auch wenn das nicht von heute auf morgen geht. Diese Unterstützung ist der Schlüssel dazu, dass ich neue Schritte machen kann und nicht ewig auf der Stelle treten muss.

Und dann kam der absolute Knaller: Die Eingliederungshilfe schlägt mir ernsthaft vor, in ein Pflegeheim zu gehen. Nicht irgendein Pflegeheim, sondern ein Seniorenheim! Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ich bin 29! 29! Und da kommt jemand daher und meint, die beste Lösung für mich ist ein Heim, in dem ich – ich kann’s kaum aussprechen – zwischen Leuten lebe, die dreimal so alt sind wie ich. Na wunderbar! Soll ich mir schon mal den Leichenwagen reservieren? Oder mir direkt einen Stammplatz im Friedhofsverein sichern?

Was soll ich da bitte? Ich will doch nicht morgens beim Frühstück neben Leuten sitzen, die einem die Dritten in den Kaffee plumpsen lassen – platsch, und schon schwimmen sie zwischen Kaffeelöffeln und Zuckerwürfeln. Da hängt der Duft von Desinfektionsmittel in der Luft, gepaart mit dem intensiven „Aroma“ von Pisse und Kacke, das in die alten Teppiche eingezogen ist und selbst mit der stärksten Raumspray-Keule nicht totzukriegen ist. Glauben die wirklich, ich habe Bock darauf, dass mein Alltag nach „Oma Ernas Nachtunfall“ riecht?

Und dann das Programm! Was soll ich da machen – stricken lernen? Mich mit Gleichgesinnten darüber unterhalten, welche Tabletten heute Morgen in der kleinen Plastikdose lagen? Ach, und wer wohl als nächstes 'den Löffel abgibt'? Das wird bestimmt aufregend, da kann der Adrenalinspiegel schon mal steigen… Aber ernsthaft, die Vorstellung, jeden Tag von Gesichtern begrüßt zu werden, die einen fragend anschauen, weil sie vergessen haben, wie ich heiße – da komme ich mir ja vor, als wäre mein Leben schon längst abgewickelt.

Oder Bingo! Ich sitze in einem Kreis von Leuten, die nur noch mit einem halben Ohr zuhören, und alle freuen sich über den Hauptpreis – eine extra Portion Apfelmus. Großartig, ein Lebenstraum geht in Erfüllung. Und dann dieses köstliche Essen, das nach „püriert und totgekocht“ schmeckt. Da überlegt man sich schon mal, ob’s nicht Zeit wäre, sich direkt das „All-Inclusive-Angebot Himmel“ zu buchen.

Und währenddessen sitze ich da und frage mich ernsthaft, ob die Leute, die sich diesen brillanten Plan ausgedacht haben, auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht haben, was das für mich bedeutet. Ich meine, wir reden hier von meinem Leben! Nicht von einem Ticket für den „Club der Bald-Nicht-Mehr-Lebenden“. Glauben die wirklich, ich träume davon, meinen Tag mit Leuten zu verbringen, die mich im besten Fall fragen, wo sie ihre eigene Brille gelassen haben – während sie das Ding auf der Nase tragen? Leute, ich bin jung! Zumindest jung genug, um noch Pläne zu haben, und nicht den Tagesablauf von 80-Jährigen, die morgens den Sonnenaufgang aus ihrem Sessel im Pflegeheim betrachten und nur noch darauf warten, dass jemand „zum Besuch“ kommt.

Nein, ich will mein eigenes Leben. Ich will vorankommen, verdammt nochmal. Möglichkeiten, Chancen, irgendwas, das mir zeigt, dass da noch was kommt! Stattdessen kriege ich das Gefühl, ich könnte mir gleich das Grab in der Seniorenwohnanlage buddeln. Das Ganze soll mir doch eigentlich helfen, unabhängig zu werden, aber wenn das die beste Lösung sein soll, dann kann ich mir ja gleich ein Schild umhängen: ‚Hier ruht ein Leben, das die Eingliederungshilfe einfach mal vorsorglich beerdigt hat.‘ Ganz ehrlich, ist das wirklich deren Ernst?

Und als wäre das alles nicht genug, schwirren mir im Kopf noch ungefähr hundert andere Sachen herum, um die ich mich kümmern muss. Kennt ihr das, wenn die To-Do-Liste gefühlt immer länger wird, egal, wie viel ihr abhakt? Nehmen wir nur mal das Thema Zuzahlungsbefreiung. Ich müsste mich darum kümmern, damit ich nächstes Jahr nicht für jede Kleinigkeit draufzahlen muss. Eigentlich sollte da ja noch was von der Krankenkasse kommen – eine Info, ein Formular, irgendwas. Aber Fehlanzeige. Ich warte und warte, aber bis jetzt kam noch nix.

Dabei lief das früher alles mal so viel besser bei meiner Krankenkasse. Damals konnte man sich noch darauf verlassen, dass die Dinge rechtzeitig geregelt waren, ohne dass man zigmal nachfragen musste. Heute? Da fühlt es sich an, als würde alles langsamer werden, und keiner sagt einem, woran es liegt. Keine Warteschleife, das ist ja schön und gut, aber was bringt’s, wenn trotzdem nichts vorangeht?

Und die Zuzahlungsbefreiung ist ja nur ein Punkt. Dann muss ich auch noch dran denken, die Verhinderungspflege für nächstes Jahr zu beantragen. Wieder so ein Formular, wieder so ein Ding, das man nicht vergessen darf, weil’s sonst blöd läuft. Bei der Verhinderungspflege geht es darum, dass ich eine Unterstützung bekomme, wenn meine Mutter mal eine Auszeit braucht – denn ich brauche ja ständig Hilfe. Die Krankenkasse übernimmt dann in gewissem Umfang die Kosten für die Ersatzpflege, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist. Das ist super wichtig für mich, weil es meiner Mutter auch mal eine Pause ermöglicht, ohne dass gleich alles drunter und drüber geht. Aber, wie gesagt: Auch das muss jedes Jahr neu beantragt werden. Es fühlt sich manchmal echt an, als müsste man sein ganzes Leben um diese Anträge und Fristen herum organisieren. Das ist doch verrückt, oder?

Interessanterweise habe ich kürzlich in der Zeitung einen Artikel über die Eingliederungshilfe gelesen. Darin wurde genau das kritisiert, was mir ständig begegnet: dass man mehr mit Anträgen und Bürokratie beschäftigt ist, als sich wirklich mit den individuellen Bedürfnissen der Menschen auseinanderzusetzen. Die Mitarbeiter kämpfen offenbar genauso gegen den Bürokratie-Berg wie wir Betroffenen selbst, und das führt dazu, dass kaum jemand wirklich auf den einzelnen eingehen kann.

Der Artikel über die Eingliederungshilfe hat mich so getroffen, dass ich meinen ersten Leserbrief geschrieben habe – per E-Mail direkt an die Redaktion. Schließlich geht es um genau das, was ich mir wünsche: weniger Papierkram, mehr echte Unterstützung und einfach die Möglichkeit, meinen eigenen Weg zu gehen, ohne ständig auf Standardlösungen angewiesen zu sein.

Eins muss ich ja zugeben: Beim ganzen Anträge-ausfüllen habe ich inzwischen eine Routine entwickelt, da könnten mir die Bürokraten selbst kaum das Wasser reichen. Die Formulare? Kein Problem. Ich kenne die alle, weiß genau, wo ich meine Haken setzen muss, und kenne die Abläufe so gut, dass ich vermutlich im Schlaf einen Antrag auf irgendwas stellen könnte. Stellt euch das mal vor: Da schlurfe ich im Schlafanzug schlafwandelnd durch die Wohnung, greife mir im Halbschlaf irgendein Formular vom Tisch, setze mich an den Küchentisch und fülle das Ding im Dunkeln aus, als wäre es das Normalste der Welt. Augen halb zu, Kuli in der Hand, und im Traum murmele ich die üblichen Phrasen: ‚Ja, ich beantrage hiermit…‘ und ‚Ja, ich habe zusätzlichen Pflegebedarf…‘

Vielleicht stapeln sich die Anträge sogar neben meinem Bett zu einem wahren Turm. Ich nenne ihn den Antragsturm – schön ordentlich aufgeschichtet: Pflegebedarf, Zuzahlungsbefreiungen, Verhinderungspflege. Wenn das so weitergeht, sollte ich dem Ding bald eine kleine Fahne obendrauf stecken, vielleicht mit der Aufschrift ‚Hier ruht Jonathans Energie‘.

Und dann das Beste: Im Traum sehe ich eine Parade von Bürokraten, alle in Anzug und Krawatte, die mir im Schlaf begeistert zuwinken, mit den Stempeln schon bereit in der Hand. Einer nach dem anderen tritt vor, drückt feierlich seinen Stempel auf meinen Antrag und besiegelt es mit einem donnernden „Genehmigt!“ – wie eine kleine Traum-Preisverleihung. Vielleicht bekomme ich sogar den „Bürokratie-Schlafwandler des Jahres“-Award, überreicht von Herrn Bürokratius Urkundenius höchstpersönlich, als Zeichen ihrer Wertschätzung für meinen heldenhaften Einsatz im schlafenden Anträge-stellen.

Aber Spaß beiseite: So sehr ich die Anträge mittlerweile routiniert durchwinke, ein Leben ohne diesen Papierkrieg wäre mir doch lieber. Ich meine, ich hab das Anträge-ausfüllen echt drauf, aber eigentlich wünsche ich mir eine Unterstützung, die ohne diesen bürokratischen Marathon auskommt. Einfach nur das bekommen, was ich wirklich brauche, und fertig. Wäre das nicht mal was?

Eine persönliche Assistenz würde mir ermöglichen, die Dinge zu tun, die für andere selbstverständlich sind – und genau darum geht es ja eigentlich, oder? Unterstützung im Haushalt, Begleitung zu Terminen, Hilfe bei organisatorischen Aufgaben – das sind die Dinge, die mir im Alltag wirklich weiterhelfen. Mit einer Assistenz könnte ich meinen Tag so gestalten, wie ich es möchte, ohne ständig darauf angewiesen zu sein, dass jemand aus der Familie alles für mich regeln muss. Es würde mir auch die Möglichkeit geben, mehr Freiraum zu haben und meinen eigenen Rhythmus zu leben, statt im Alltag von anderen abhängig zu sein.

Ich stelle mir das so vor: Eine kleine Wohnung, in der ich selbst entscheide, wie der Tag aussieht. Unterstützung da, wo ich sie brauche, und die Freiheit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Morgens entspannt meinen Kaffee trinken, ohne dass mir jemand die Dritten in den Becher fallen lässt – klingt doch traumhaft, oder? Ein Leben, das mir gehört, ohne Anträge im Schlaf und ohne die ständige Frage, wer für mich entscheidet. Einfach ein bisschen Normalität. Klingt doch eigentlich gar nicht so viel verlangt, oder?

Aber so einfach scheint das im System leider nicht zu sein. Warum ist es für manche so schwer zu verstehen, dass es nicht immer um die bequemste Lösung geht, sondern um die Lösung, die wirklich zu einem passt? Ich will nicht einfach irgendwo „abgestellt“ werden – ich will vorankommen und meinen eigenen Weg gehen. Aber solange das System auf Standardlösungen setzt, bleibt mir wohl nur, weiter zu kämpfen – und hoffentlich irgendwann auch das zu erreichen, was mir wirklich hilft.
Interessanterweise habe ich kürzlich in der Zeitung einen Artikel über die Eingliederungshilfe gelesen. Darin wurde genau das kritisiert, was mir ständig begegnet: dass man mehr mit Anträgen und Bürokratie beschäftigt ist, als sich wirklich mit den individuellen Bedürfnissen der Menschen auseinanderzusetzen. Die Mitarbeiter kämpfen offenbar genauso gegen den Bürokratie-Berg wie wir Betroffenen selbst, und das führt dazu, dass kaum jemand wirklich auf den einzelnen eingehen kann.

Und mal sehen, was als Nächstes kommt – vielleicht der Antrag auf den Antrag? Oder ein Vorschlag zur Wohnsitzverlagerung auf den Mond, weil dort die Luft besser ist? Jedenfalls, ich bleibe dran – das nächste Abenteuer im Bürokratie-Dschungel wartet schon auf mich.