Bedarfsermittlung mit der Eingliederungshilfe

Anfang November hatte ich einen Termin mit der Eingliederungshilfe im Silbernen Bären. Der Name allein klingt schon mächtig, oder? „Bedarfsermittlung“ – ein Wort, das suggeriert, dass jetzt ganz genau geschaut wird, was ich brauche, um meinen Alltag zu bewältigen. Ehrlich gesagt? Meine Erwartungen waren zwar nicht riesig, aber was ich dann erlebt habe, war eine Achterbahnfahrt aus Frust, Bürokratie und unverschämten Vorschlägen. Doch was mich wirklich auf die Palme gebracht hat, war der Brief mit dem Gesprächsprotokoll. Aber lasst uns erstmal am Anfang starten.


Das Gespräch: Zwischen Hoffnung und Frustration

Eine Bedarfsermittlung soll eigentlich eine Chance sein. Eine Gelegenheit, offen über seine Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Aber was ich erlebte, war ein kaltes, unpersönliches Abhaken von Fragen – ohne echtes Interesse an mir als Person. Zwei Leute saßen mir gegenüber: Ina Kreuzer, die das Gespräch führte, und Mara Wieskamp, die fürs Protokoll und den Bereich „Hilfe zur Pflege“ zuständig war. Es fühlte sich von Anfang an an, als sei ich einfach eine Nummer in ihrer Statistik.


Was in der Bedarfsermittlung eigentlich abgefragt wird

In Kronfels-Hochstein wird die Bedarfsermittlung mit einem sogenannten BEI_KH-Bogen (BedarfsErmittlungs-Instrument Kronfels-Hochstein) durchgeführt. Die Theorie dahinter ist eigentlich gut: Man spricht über alle möglichen Bereiche des Lebens, um ein vollständiges Bild zu bekommen und die richtige Unterstützung zu planen. Aber in meinem Gespräch? Davon war nicht viel zu spüren. Trotzdem möchte ich euch zeigen, welche Themen eigentlich abgefragt werden sollen.

Die zentralen Themen im BEI_KH:

  1. Wohnen und Wohnumfeld:
  • Wie wohnen Sie aktuell?
  • Gibt es Barrieren, die das Leben erschweren (z. B. Treppen)?
  • Fühlen Sie sich in Ihrem Wohnumfeld wohl, oder gibt es Änderungswünsch

2. Arbeit und Beschäftigung:
  • Sind Sie berufstätig, oder wünschen Sie sich eine Beschäftigung?
  • Gibt es Probleme, die Sie am Arbeiten hindern (z. B. gesundheitlich oder organisatorisch)?

3. Freizeit und soziale Kontakte:
  • Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
  • Haben Sie genügend Kontakte zu Freunden, Familie oder anderen Menschen?
  • Fehlen Ihnen Möglichkeiten, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

4. Selbstversorgung:
  • Können Sie alltägliche Dinge wie Einkaufen, Kochen oder Putzen allein erledigen?
  • Gibt es Bereiche, in denen Sie Unterstützung benötigen?

5. Mobilität:
  • Wie beegen Sie sich im Alltag fort?
  • Gibt es Hindernisse, die Ihnen den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder anderen Fortbewegungsmitteln erschweren?

6. Kommunikation und Orientierung:
  • Haben Sie Schwierigkeiten, sich auszudrücken oder andere zu verstehen?
  • Gibt es Hilfsmittel, die Ihnen in diesem Bereich helfen könnten?

7. Emotionale und psychische Gesundheit:
  • Gibt es seelische Belastungen, die Ihren Alltag beeinflussen?
  • Benötigen Sie Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten, Stress oder anderen psychischen Herausforderungen?

8. Pflege und gesundheitliche Unterstützung:

  • Benötigen Sie regelmäßige Pflege?
  • Gibt es gesundheitliche Probleme, die Ihren Alltag einschränken?

Meine Erfahrung: Theorie vs. Realität

Wenn man diese Liste so liest, denkt man: Wow, das klingt ja eigentlich richtig durchdacht. Aber in meinem Gespräch wurde das Ganze eher wie ein Pflichtprogramm abgearbeitet. Die Fragen waren zwar da, aber sie wurden so schnell durchgerattert, dass ich kaum das Gefühl hatte, dass wirklich jemand verstehen wollte, wie mein Alltag aussieht.

Die „Lösungen“: Essen auf Rädern und Pflegeheim?!

Und jetzt kommen wir zum eigentlichen Inhalt des Gesprächs. Oder besser gesagt: Zu den „Lösungen“, die sie mir angeboten haben. Ich habe ihnen erzählt, dass ich beim Einkaufen und Kochen große Schwierigkeiten habe. Das ist für mich eine echte Belastung im Alltag. Ihre Antwort? Essen auf Rädern. Einfach mal so hingeworfen, als wäre das die perfekte Lösung für alles. Kein Nachfragen, ob ich das überhaupt will. Kein Überlegen, wie das in meinen Alltag passen könnte. Einfach: „Hier, friss das.“ (Im wahrsten Sinne des Wortes.)

Aber das Beste kam noch: Pflegeheim. Ja, richtig gehört. Nur weil ich beim Essen Hilfe brauche, kam von ihnen der Vorschlag, dass ich ins Heim ziehen könnte. In dem Moment dachte ich wirklich: Habt ihr den Verstand verloren? Es war, als hätten sie mich aufgegeben, bevor sie überhaupt angefangen haben, nach einer echten Lösung zu suchen. Dieser Vorschlag war so absurd und respektlos, dass ich innerlich nur noch geschrien habe.

Das Gesprächsprotokoll: Eine Sammlung von Unsinn

Gestern kam dann der Brief mit dem Protokoll des Gesprächs. Und ich schwöre, ich wäre fast an die Decke gegangen. Alles, was ich betont habe, fehlt. Stattdessen steht da irgendein zusammengeklaubter Schwachsinn, der mit meinem Leben nichts zu tun hat.

Die Überraschung: Die Zusage

Und dann, wie aus dem Nichts, kam am Freitag die mündliche Zusage: Ich bekomme die Eingliederungshilfe. Das hätte ich wirklich nicht gedacht, so wie dieses Gespräch gelaufen ist. Natürlich freue ich mich darüber, aber ich frage mich trotzdem: Wie soll das weitergehen, wenn schon die Grundlage – dieses verdammte Protokoll – so ein Haufen Mist ist? Ich hoffe einfach, dass ich jetzt endlich mit Leuten zu tun habe, die ihren Job ernst nehmen. Denn ich habe keinen Bock mehr, mich immer wieder über dieselben Fehler und diese unfassbare Inkompetenz aufzuregen.

Der anonyme Kommentar: Ein weiteres Highlight der Ignoranz

Zu allem Überfluss habe ich auf meinen letzten Blogartikel einen anonymen Kommentar bekommen, der sinngemäß sagte: „Wer soll das denn alles bezahlen? Ein Heim wäre viel günstiger.“ Ich frage mich ernsthaft, was Menschen wie dieser anonyme Kommentator denken, wenn sie so etwas schreiben.

An den Schreiber dieses brillanten Kommentars habe ich eine ganz klare Botschaft: Danke, dass du arbeitest und hoffentlich deine Steuern zahlst. Dank dir bekomme ich die Unterstützung, die ich brauche. Schön, dass du deinen Beitrag leistest. Vielleicht denkst du ja nochmal drüber nach, dass Menschen wie ich nicht einfach aus Spaß an der Sache Unterstützung brauchen, sondern weil sie notwendig ist.

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