Wenn das Verständnis auf die Probe gestellt wird – Einblick in einen schwierigen Tag

Heute war wieder so ein Tag, an dem ich gespürt habe, wie viel Kraft eine Pflegesituation wie unsere wirklich kostet – und zwar auf beiden Seiten. Meine Mama ist seit einer Woche krank, wahrscheinlich ein grippaler Infekt, und trotzdem geht sie jeden Tag weiter zur Arbeit, obwohl ich sehe, dass es ihr echt schlecht geht. Sie schleppt sich durch den Tag, hilft mir zuhause und versucht, es allen recht zu machen, als wäre nichts. Dabei bräuchte sie selbst Ruhe und Zeit, um sich richtig zu erholen. Es tut mir leid, sie so zu sehen, und ich weiß, dass sie sich oft mehr zumutet, als gut für sie ist.

Manchmal frage ich mich, wie lange das noch gutgehen kann. Mama ist auch nicht mehr die Jüngste, und ehrlich gesagt finde ich es fast fahrlässig, dass sie sich so überanstrengt, anstatt sich auszukurieren. Eine Grippe verschleppt man ja nicht einfach so – das kann schnell ernst werden. Aber sie meint es gut und will wohl niemanden hängen lassen, doch am Ende ist es ihre Gesundheit, die darunter leidet.

Die letzten Tage haben wir es irgendwie hingekriegt, die kleinen Stolpersteine und alltäglichen Herausforderungen zu meistern, die in unserer Situation dazugehören. Aber heute war es, als ob all diese kleinen Dinge auf einmal hochkochten. Da sind dann diese Missverständnisse, diese unausgesprochenen Erwartungen, die einfach im Raum stehen. Mama erwartet Dinge von mir, die ich oft gar nicht leisten kann – nicht nur, weil ich körperlich eingeschränkt bin, sondern weil meine „Schaltzentrale“, also mein Gehirn, vieles langsamer verarbeitet. Bei mir ist eben nicht alles automatisch; einfache Aufgaben erfordern Konzentration und Energie. Eigentlich weiß Mama das – zumindest dachte ich das immer. Doch heute habe ich gemerkt, wie schnell diese Geduld verschwinden kann, wenn die Kraft nicht mehr da ist.

Pflege mit Rücksicht – Verständnis an erster Stelle

Heute stand ein Zahnarzttermin an, und ich habe meiner Mama die Wahl gelassen, ob sie mitgeht oder ob wir es verschieben. Ich sehe ja, dass sie ihre Kräfte oft überstrapaziert und sich selbst keine Pause gönnt. Mir ist klar, dass sie mich entlasten will, mir den Alltag erleichtern möchte – aber ihre Gesundheit sollte für sie genauso wichtig sein wie meine.

Schließlich haben wir uns trotzdem fertiggemacht. Ich war bereit, und Mama hatte sich irgendwie zusammengerissen, um mich zu begleiten. Doch kurz bevor wir los wollten, kam der Anruf von der Zahnarztpraxis. Die Rezeptionskraft – oder wie nennt man das richtig? Verwaltungsangestellte? Vielleicht sogar Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA)? Manchmal weiß ich gar nicht, welchen Titel sie wirklich hat, da sie nur die Termine koordiniert – jedenfalls, sie rief an und sagte den Termin ab. Ein echter Glücksfall, denn wir waren schon auf dem Weg zum Auto, als ich zufällig auf mein Handy geschaut und die Nachricht gesehen habe. Ich war erleichtert, und ich glaube, sie auch. An einem Tag wie heute war diese Wendung genau das, was wir brauchten – einfach mal tief durchatmen und die Pläne loslassen.

Zurück in die eigenen vier Wände – und endlich in bequemer Kleidung

Nach der Absage sind wir gleich wieder in die Wohnung zurückgegangen. Ehrlich gesagt, fiel mir ein Stein vom Herzen, nicht nur, weil ich mir das Bohren beim Zahnarzt erspart habe, sondern auch, weil ich wieder zuhause war. Jeans sind sowieso nicht mein Ding – viel zu unbequem. Also rein in die bequemen Sachen und endlich ein bisschen Wohlfühlatmosphäre.

Es tat gut, nach dem stressigen Start in den Tag zurück in die vertraute Ruhe zu kommen. Es sind manchmal diese kleinen Dinge, wie das Anziehen bequemer Kleidung, die einem das Gefühl geben, dass alles wieder in Ordnung kommt.

Ein ruhiger Mittag mit vertrautem Programm

Gegen Mittag habe ich mich dann vor den Fernseher gesetzt und Punkt 12 eingeschaltet, das Mittagsmagazin, das mich ein bisschen ablenkt. Ich habe die Kopfhörer aufgesetzt, um meine Mama nicht zu stören – sie braucht heute wirklich jede Minute Ruhe. Während ich so das Fernsehprogramm anschaue, merke ich, wie gut es tut, einfach mal nichts tun zu müssen. Der Alltag ist oft laut und hektisch, aber für einen Moment konnte ich abschalten und ein kleines Stück Normalität genießen.

Ein plötzlicher Umschwung am Nachmittag

Der ruhige Mittag hielt leider nicht lange an, denn am Nachmittag bekam Mama plötzlich einen heftigen Migräneanfall. Ich weiß genau, wie furchtbar das ist, weil ich das selbst oft durchmache. Wenn bei mir Hirndruck oder epileptische Anfälle auftreten, ist das fast dasselbe – das Gefühl, als ob der Kopf gleich platzt, und die Übelkeit, die dabei aufsteigt. Es geht einem einfach furchtbar schlecht. Die Stille in der Wohnung war auf einmal voller Spannung, und ich sah, wie sehr sie leidet. Natürlich wollte ich ihr helfen, aber es ist schwer, wenn man nur wenig tun kann. Also habe ich versucht, so leise wie möglich zu sein und mich zurückzuziehen, damit sie die Ruhe bekommt, die sie so dringend braucht.

In solchen Momenten wird mir bewusst, wie begrenzt ich bin, wie hilflos ich mich fühle. Ich hoffe einfach, dass es ihr bald wieder besser geht und wir die Kraft finden, uns auch durch die harten Tage zu tragen.

Missverständnisse und Frust: Wenn Rücksicht falsch verstanden wird

Manchmal, statt froh zu sein, dass ich Rücksicht nehme – das Licht auslasse, die Tür fast ganz zumache und mich leise verhalte, damit sie ihre Ruhe hat – höre ich im Hintergrund nur ihre zynischen Kommentare, die sie leise vor sich hin murmelt. Sätze wie: „Na super, ich hab ja nicht erwartet, dass mal jemand fragt, wie’s mir geht,“ oder „Ach, wieso sollte Joni sich auch kümmern, ich kann das ja alleine.“ Manchmal auch ein „Ja, klar, der Herr Sohn hat natürlich Wichtigeres zu tun.“ Oder noch zynischer: „Ist ja nicht so, als ob ich hier am Kränkeln wäre“ oder „Die Pflegekraft des Jahres bin ja wohl nicht ich.“

Solche Bemerkungen bringen mich echt auf die Palme. Innerlich mache ich dann komplett dicht und merke, wie ich eingeschnappt und bockig werde. Ich denke mir dann: „Okay, dann sieh halt selbst zu.“ Ich weiß ja, dass sie nicht rundlaufen kann, aber wenn sie so stichelt, werde ich einfach nur eingeschnappt und gehe auf Distanz. Da denke ich mir: „Sag doch einfach, was du brauchst, statt mir diese Spitzen zu drücken!“ Ein einfaches „Joni, kannst du mir bitte helfen?“ würde alles so viel einfacher machen.

Selbstzweifel und der schmale Grat

Dazu kommt noch etwas anderes: Manchmal merke ich, dass meine Mama Selbstzweifel und sogar so etwas wie Komplexe mir gegenüber hat. Sie sieht, dass ich vieles nicht so machen kann, wie sie es sich wünscht oder erwartet. Und oft habe ich das Gefühl, dass sie sich Sorgen macht, dass sie mich zu wenig fordert, oder eben zu sehr. Der Grat zwischen Überforderung und Unterforderung ist bei mir wirklich schmal, und es ist schwierig, die richtige Balance zu finden – das merke ich selbst. Ich verstehe, dass sie das belastet, aber gleichzeitig fühle ich mich dadurch oft missverstanden. Ich bin auch nicht so wortgewandt, um all das anzusprechen, was mir durch den Kopf geht, und manchmal fehlt mir einfach das Geschick, meine Gefühle so zu zeigen, wie ich es mir wünsche. Es ist, als ob wir beide manchmal einfach nicht den richtigen Zugang zueinander finden.

Am Ende des Tages

Am Ende des Tages merke ich, wie sehr uns beide diese Situation fordert. Mama gibt jeden Tag ihr Bestes, auch wenn sie oft über ihre eigenen Grenzen geht. Und ich versuche, auf meine Weise Rücksicht zu nehmen und mein Bestes zu geben, auch wenn das oft nicht so ankommt, wie ich es mir wünsche. Worte liegen mir nicht besonders, und auch mit Gesten kann ich mich aufgrund meines Handicaps oft nicht so ausdrücken, wie ich es gerne würde. Manchmal denke ich, dass Mama vielleicht gar nicht merkt, wie viel ich eigentlich darüber nachdenke und wie sehr ich oft wünschte, offener sein zu können. Aber die richtigen Worte fehlen mir, und auch kleine Gesten sind für mich schwierig.

Vielleicht ist es einfach so, dass nicht immer alles perfekt laufen muss und wir beide unser Bestes geben – auf unsere eigene Art und Weise. Am Ende wollen wir ja beide nur das Gleiche: dass es dem anderen gut geht.

Was meint ihr?

Vielleicht erkennt sich jemand von euch in solchen Situationen wieder oder hat Tipps, wie man solche Missverständnisse vermeiden kann. Ich freue mich über eure Gedanken und Erfahrungen – schreibt mir gerne einen Kommentar!



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